Immer schön gelassen bleiben!

Gisela Malasch, Pro life-balance

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Klingt das nicht viel zu gut, um in schwierigen Situationen oder mit schwierigen Menschen einen kühlen Kopf zu bewahren? Tipps wie "Ach, das wird schon" oder "Da kann man nichts machen" kennen wir wohl alle. Nur helfen tun sie nichts.

Ich kenne schwierige Situationen. Eine Situation, die mich sehr geprägt hat, liegt viele Jahre zurück. Wie oft habe ich damals gewünscht, einen bestimmten Kollegen nicht zu treffen, weil diese Begegnungen für mich von Mal zu Mal unangenehmer wurden. Doch ich wollte den Arbeitsplatz nicht wechseln, die Arbeit an sich war interessant und wurde gut bezahlt. Nur der Kollege vermittelte mir den blanken Horror. So konnte es nicht weitergehen. Ich suchte Hilfe und beriet mich mit einer Fachfrau. Sie verriet mir einen wirklich einfachen Trick: „Versuche ihn zu lieben!“ Das Hören dieses kurzen Satzes traf mich wie ein Schlag ins Gesicht. Diesen Menschen lieben – niemals! Und sie erklärte: „Er spürt deine ungesagten Vorbehalte ihm gegenüber. Er reagiert nur auf dein Auftreten.“

Mein Mantra des Mögens

Schweren Herzens wollte ich der Aussage dieser Fachfrau eine Chance geben und habe es versucht. Beim nächsten Treffen mit diesem Kollegen habe ich mir immer und immer wieder gesagt: du liebst ihn, du magst ihn und schätzt seine Kompetenz! Das ist mir zugegebenermaßen sehr schwer gefallen. Nach dem ersten Treffen dachte ich: „Na, da hatte ich doch recht. Er ist ein unwirscher, missmutiger Kollege, der anderen nicht einmal das Schwarze unter den Nägel gönnt!“ Ich fühlte mich in meiner Einstellung immer noch bestärkt.

Ein nächstes dienstliches Treffen ließ sich natürlich nicht vermeiden. Also nahm ich wieder all meinen Mut und Zuversicht zusammen und wiederholte mein inneres Mantra des Mögens. Überraschenderweise verlief unser Treffen dann mit deutlich weniger spitzen Bemerkungen, sondern fast neutral und zielorientiert. Ein weiteres Treffen, gepaart mit dem Erinnern an mein Mantra, verlief nochmals entspannter. Irgendwann kam ihm sogar ein Kompliment über meine Arbeit über die Lippen! Und da wurde mir erst klar, dass sein Verhalten bestimmt wurde durch Konkurrenzgedanken! Er musste schlichtweg Angst gehabt haben, dass ich seinen Platz einnehmen wollte.

Unliebsame Kollegen gibt`s überall

Die Situation an dieser Arbeitsstelle hatte sich wenige Monate später völlig anders als gedacht entwickelt. Wir beide wurden von Änderungen betroffen, die nicht in unserem Einflussbereich lagen. Beste Freunde sind wir nie geworden. Aber wir haben uns respektiert und geachtet. Und das machte für mich den Start in den Arbeitstag leicht.

Wie bei den meisten Dingen, geht es auch hier um die innere Haltung, die wir Menschen und Aufgaben gegenüber einnehmen. Wer in und mit sich gefangen ist in den Gedanken „das ist ein unangenehmer Mensch, den ich heute treffen muss“ oder „das, was ich tun muss, ist so schrecklich, dass ich es am liebsten nicht machen will“ hat definitiv einen schlechten Start und schlechteste Voraussetzungen, dass etwas gut verläuft. Denken Sie positiv: Wie bringt mich das Treffen mit dem bislang unangenehmen Menschen weiter? Oder: Was ist das Gute daran, wenn ich unangenehme Aufgaben tatsächlich bearbeite?

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